Jesus und die Sünderin - zum
Bild von Roland Peter Litzenburger
Da ist die
Sünderin:
Sie hat keinen Namen. Sie ist gekennzeichnet durch den Stempel, der ihr
aufgedrückt ist: "Öffentliche Sünderin".
Da
ist Simon der Pharisäer:
Er ist ein Fels von einem Mann. Er hat Grundsätze und Prinzipien, nach
denen er lebt.
Da
ist Jesus, der Wanderrabbi:
Die Menschen sagen von ihm, dass er mit Vollmacht spricht und handelt. Er
weist keinen ab, der zu ihm kommt, weder Pharisäer noch Sünder.
Die
drei begegnen sich im Hause des Pharisäers. Jesus
ist zum Essen eingeladen. Die Frau kommt unerwünscht. Aber sie kommt
dennoch, obwohl sie damit rechnen muss, hinaus geworfen zu werden. Ihr Weg
zu Jesus ist für sie lebenswichtig. Sie erreicht ihr Ziel und wirft sich
vor ihm nieder. Sie kann nicht reden. Sie weint. Lösen
die Tränen die drückenden und bitteren Erfahrungen ihres Lebens aus ihr?
Spürt sie zum ersten Mal in ihrem Leben, was Zuwendung und Liebe
bewirken? Dass Liebe frei macht? Sie drückt mit ihrem ganzen Leib aus,
was sie spürt:
Sie beugt sich nieder, zeigt Zärtlichkeit, Dankbarkeit, Hingabe, Umkehr.
Und Jesus versteht sie. Simon
schweigt. Mauern und Grenzen zwischen ihm und der Frau, zwischen ihm und
Jesus wachsen. Die
Frau lässt sich von Jesus be-treffen, ihr Leben um-wenden, um-kehren.
Simon glaubt, das nicht nötig zu haben. --- Wo
hätte ich als Gast Simons innerlich gestanden? |