Mit
dem Namen Prüfening oder "Priefling", wie er den älteren
Regensburgern noch geläufig ist, hat man lange Zeit nur das Dorf
Großprüfening, das Kloster und spätere Schloß, sowie das schon zum
Landkreis gehörende Kleinprüfening am anderen Donauufer in Verbindung
gebracht.
Denkt man heute an Prüfening, dann mehr an die moderne Siedlung
im äußeren Stadtwesten, die größtenteils erst nach dem Zweiten
Weltkrieg entstanden ist.
Von
jeher verbindet man mit Prüfening vor allem die herrliche Landschaft,
die reiche Geschichte, die Kunstdenkmäler und nicht zuletzt die
traditionsreiche Gastlichkeit. Prüfening
und seine Umgebung waren schon immer ein beliebtes Ausflugsziel der
Regensburger.
Keimzelle
des durch die Bahnlinien gleichsam dreigeteilten Stadtteils ist das
erstmals im Jahre 1000 urkundlich erwähnte Dorf, das sich an einer Fähre
entwickelt hat.
Der
Ortsname
In
jener Urkunde Kaiser Ottos III. tritt der Ortsname erstmals in
Erscheinung und lautet "Bruveningun".
Im Laufe der Jahrhunderte taucht der Name in den verschiedensten Formen
auf, interessanterweise bereits im 14. Jahrhundert die Kurzform
"Prüfling", die wohl im Volksmund zur Erleichterung der
Aussprache entstanden sein dürfte. Noch bis ins 19.Jahrhundert war die Schreibweise mit
"l" (Prüfling, Prifling, Priefling) auch die amtliche Form.
Zahlreiche und recht unterschiedliche Deutungsversuche des Ortsnamens
sind im Laufe der Zeit unternommen worden. Die
bis heute akzeptierte Deutung geht davon aus, daß der lateinische
Personenname "Probinus" (lat. probus = gerecht) im Ortsnamen
steckt, woraus sich der bairische Vorname "Pruvin"
entwickelte, dem die bei frühbajuwarischen Siedlungen übliche Endung
-ing angefügt wurde. Es
stellt sich die Frage, wie ein lateinischer Name mit dem Ort in
Verbindung zu bringen ist. Eine
mögliche Antwort bietet die Frühgeschichte Prüfenings.
Vor-
und Frühgeschichte
Vom
heutigen Ortsteil Prüfening führte über einen Donauübergang eine
uralte Fernverbindung in den nordwestdeutschen Raum, eine Fortsetzung
eines prähistorischen Verkehrsweges entlang der Donau.
Von daher war der Bereich gegenüber der Naabmündung für
Siedlungen prädestiniert. Funde
von der Jungsteinzeit bis ins frühe Mittelalter belegen den kultischen
Status dieses uralten Donauüberganges (Furt oder Fähre). Spuren menschlicher Existenz liegen bereits aus der
Mittelsteinzeit (ca. 8000 - 5000 v. Chr.) vor.
Für
eine jungsteinzeitliche Siedlungstätigkeit bieten Fundobjekte aus der
Zeit um 2000 v. Chr. einen gewissen Anhaltspunkt.
Aus der Hallstattzeit (ca. 750 - 450 v. Chr.) ist als wichtiges
Bodendenkmal eine Herrenhofanlage, ca. 80 x 80 m, westlich der
heutigen Klostergründe als Luftbildbefund bekannt.
Für
die keltische Zeit zeugt ein Flachgrab mit reichen Beigaben aus der
Mittellatènezeit (ca. 450 - 100 v. Chr.), was auf eine Siedlung
schließen lässt.
Archäologisch
nachgewiesen ist ein Kastell mit Lagerdorf und zwei Gräberfeldern aus
der Römerzeit. Um die
Naabmündung besser kontrollieren zu können, wurde - vermutlich
zeitgleich mit Castra Regina (179 n.Chr.) - ein Kleinkastell als Außenposten
der III.Italischen Legion errichtet, mit einer Zivilsiedlung, die etwa 14
Gebäude umfasste. Möglicherweise zählte dazu auch eine Brauerei, die älteste
Braustätte
Kleinkastell
Regensburg-Großprüfening:
Gegenüber der Naabmündung entstand
gleichzeitig mit dem Legionslager ein
zweiphasiges Steinkastell von 60 x 80m
mit Ecktürmen, zweiphasigem Spitz-
graben und 2 Toren. Die Wehrmauer
hatte 8m Höhe (!), mit einem hölzernen
Wehrgang. Dies ließ sich nachweisen,
weil Teile der Mauer, die auf der Innen-
seite Brandspuren, aber keinen Erdwall
aufwiesen, nach außen in den Graben
gekippt waren und so die Mindesthöhe
noch zu ermitteln war. Das Ende des
VICUS, von dem auch zwei Gräberfelder
bekannt sind, kam um 260, nachdem
schon um 250 umfangreiche Zerstörungen
festgestellt worden sind. (Th. Fischer)
(aus Czysz u.a. DIE RÖMER IN
BAYERN;
Theiss Stuttgart)
|
nördlich der
Alpen, wobei diese Nutzung mittlerweile in Frage gestellt wird.
Bei umfangreichen Grabungen in den 70er Jahren sind die
betreffenden Gebäudereste freigelegt worden
und können am Römerpark/Kornweg besichtigt werden.
Erst gegen Ende der Grabungen wurde das Kastell selbst entdeckt,
eine Rechteckanlage 60 x 80 m mit Ecktürmen und einer relativ hohen
Wehrmauer von 8 - 9 m Höhe. Die
römische Siedlung, die sich entlang der Uferstraße auf ca.1000 m Länge
und bis 250 m Breite erstreckte, wurde bei den Germaneneinfällen um das
Jahr 244 zerstört, scheint aber teilweise bis ins 4.Jahrhundert nicht
unbewohnt geblieben zu sein.
Möglicherweise
siedelten sich Reste dieser romanischen bzw. romanisierten germanischen
Bevölkerung weiter südlich an der Donau an einer Fährstelle an, was
auch die Theorie der romanischen Namensgebung des Ortes stützen würde. Entwickelt hat sich der Ort schließlich im Bereich einer
Überfuhr, deren Existenz schon im friihen Mittelalter vermutet wird.
Erstmals erwähnt wird sie 1189 anlässlich eines Gütertausches
zwischen dem Regensburger Bischof Konrad III. und Abt Balduin von
Prüfening.
Das Kloster hatte den Fährbetrieb erworben, was eine gute
Einnahmequelle bedeutete, wenn man bedenkt, dass im Mittelalter der
ganze Verkehr nach Westen, also auch nach Nürnberg, über die
Prüfeninger Fähre führte. Erst
1486 ließ Herzog Albrecht IV. unter den Winzerer Höhen, die bis ans
Donauufer reichten, Platz für eine Landstraße schaffen.
Das ehemalige Dorf
Von
einem bajuwarischen Siedlungsort kann man spätestens im 7.Jahrhundert
ausgehen. Immerhin gibt es
südlich der St.-Anna-Kirche Reihengräberfunde aus der Merowingerzeit,
die sich auf Grund erhaltener Grabfunde in diese Zeit einordnen lassen.
Außerdem lassen sich ing-Orte entlang der Donau in die
frühbajuwarische Zeit des 6. Jahrhunderts einordnen.
Das Dorf und die schöne Landschaft wird im
19.Jahrhundert so beschrieben: "Es ist ein freundlich anmutendes
Landschaftsbild, das sich dem überraschten Auge des Wanderers von der
Mariaorter Höhe aus darbietet.... Tief unten zu den Füßen des
Spaziergängers strömt der stattliche Strom
vorbei.... Vom gegenüberliegenden Ufer aber lugt der
still-ernste Bau der ehemaligen Abteikirche von Prüfening aus uralten
Baumanlagen herüber und zwischen Kloster und Fluß dehnt sich,
eingebettet in gesegnete Fruchtgefilde, das freundliche Dorf
Großprüfening aus." Ähnlich mag Konrad Wiesner empfunden
haben.
Er hat das Landschaftsbild (um 1845) in einem Stahlstich
festgehalten: "Ansicht Prüfenings von Westen (Marienhöhe)
her". Umgeben war das Dorf von Nussbäumen; über hundert waren es
einst und machten Prüfening zum "Nussdorf von Regensburg.
Außerdem war der Ort ein wichtiger Obst- und Gemüselieferant. Mit so
genannten "Stadtwagln" fuhr man in die Stadt, um die
Erzeugnisse zu verkaufen, nicht ohne vorher den Pflasterzoll zu
entrichten. Noch bis weit ins 20.Jahrhundert hinein dominierte die
Landwirtschaft. Die
Kuhweide befand sich auf der Anhöhe südlich des Klosters und musste
nach 1803 der Fasanerie weichen. Dafür
wurde jeder Prüfeninger Bauer mit ½ Tagwerk Grund an der Donau, den
"Halben-Tagwerk Feldern", entschädigt.
Eine große Veränderung im Ort
hatte der Bau der Eisenbahnlinien (1873/74) gebracht, der den
Dorfbewohnern durch Grundstücksverkauf und dann als Arbeiter und
Angestellte der Bahn eine bessere Finanzlage verschaffte und Prüfening
zudem einen eigenen Bahnhof bescherte.
Eng
verbunden von jeher waren die Prüfeninger mit der St.-Anna-Kirche, die der aus
dem Dorf stammende Abt Johannes Grasser 1488 auf elterlichem Grund errichten
ließ. Bauausführung hatte kein
geringerer als Matthäus Roritzer, Leiter der Dombauhütte.
Die kleine Kirche ist ein kunsthistorisches Kleinod, einzigartig
in Regensburg mit drei spätgotischen Flügelaltären, die mit ihren steinernen
Altarblöcken noch zur ursprünglichen Ausstattung gehören.
Nach der Säkularisation sollte die Kirche abgerissen werden.
Doch die Aufhebungskommission fand, dass ihr Inneres bloß in
drei Altären von wenig Wert bestehe, während die zwei Glöckchen im Turm noch
am wertvollsten seien. Mit dem
Abbruch wollten sich die Prüfeninger aber nicht abfinden.
Es gelang ihnen, die Kirche zu erwerben, die damit in den Besitz
der
Gemeinde überging und mit ihr 1938 an die Stadt. Am
16. April 1945, in den letzten Kriegstagen, wurde die Annakirche bei einem
Bombenangriff stark beschädigt.
Sie
sollte - nunmehr im Besitz der
Stadt - danach nicht wieder aufgebaut und
die ausgelagerten wertvollen Altäre ins städtische Museum gebracht werden. Die
Prüfeninger - voran Stadtpfarrer Alois Treml - kämpften vehement gegen dieses
Vorhaben an und mit vereinten Kräften konnten die Schäden behoben werden.
Bischof Rudolf Graber nahm 1962 unter großer Anteilnahme der
Bewohner die Konsekration vor.
Nach
alter bayerischer Tradition folgt nach dem Kirchgang das Wirtshaus und
für Bewirtung war in Prüfening gesorgt.
Außer der Schloßschänke und dem Prüfeninger Keller, der
westlich des Schlosses lag, gab es Dorfwirtschaften.
Sehr beliebt war der „Bischofshof“, vor allem unter seinem
Pächter, dem "Glöckl-Wirt". Er
warb Mitte der 30er Jahre mit Spezialitäten wie Spargel, der sogar in
Prüfening angebaut wurde, mit einem großem Festsaal, einem herrlichen
gelegenen Biergarten und Strandbad.
Das "Strandbad" war eine riesige Sandbank zwischen den
Eisenbahnbrücken. Der „Bischofshof“
musste nach 1990 einer modernen Wohnanlage weichen.
Das
Gasthaus "Goldener Hirsch" gibt es noch, den ehemaligen
"Röhrlbräu", der über Generationen im Familienbesitz war.
Das Klosterwappen über dem Eingangsportal erinnert daran, dass
das Gebäude einst der Amtshof des Klosters war.
Ebenfalls
mit dem Kloster in Verbindung steht das Haus "Bei der Schanze
7". Abt Otto Krafft
ließ es 1702 für den Prüfeninger Maler Johann Gebhard errichten, der
vorrangig in der Klosterkirche tätig war.
Für viele Prüfeninger war das Kloster ein guter Arbeitgeber
gewesen, vor allem in der Gärtnerei und Landwirtschaft, und das blieb
auch so bei den nachfolgenden weltlichen Besitzern.
Diese trugen auch wesentlich mit einer beträchtlichen Summe
Grundsteuer zum Gemeindehaushalt bei.
Die
Gemeinde war relativ wohlhabend. Sie
verfügte über eine gesunde Infrastruktur mit Schule, Postamt, ein
Feuer- und Armenhaus, mit Kramer und verschiedenen Handwerkern, sowie
einer zentralen Wasserleitung und einer im Bau befindlichen
Kanalisation. Obwohl
Kriterien für eine Eingemeindung wie "allein nicht lebensfähig"
oder "es bestehe ohnedies ein enger baulicher Zusammenhang mit der
Stadt" nicht zutrafen, wurde Prüfening, trotz heftigster Gegenwehr
der Bürger und des Bürgermeisters Otto Röhrl, am 1.April 1938
eingemeindet. Zur Stadt
kamen 950 Einwohner, 233 ha Grund und knapp 10.000 Reichsmark Barvermögen.
Vom Dorf zur Stadt
Die
typische Entwicklung vom Dorf zur Großstadt vollzog sich hier nicht;
Großprüfening hat seinen ländlichen Charakter und sein dörfliches
Eigenleben weitgehend bewahrt. Das
charakteristische Reihendorf entlang der Straße hatte schon seit der
Verlegung der Fernverkehrsstraße nach Nürnberg ans nördliche
Donauufer an Bedeutung verloren und liegt heute etwas abseits vom großen
Verkehr. Außerdem befindet
sich der Ort seit dem Bau der Bahnlinien (1873/74) in einer ungewöhnlichen
topographischen Lage: Er ist gleichsam wie eine dreieckige Insel
eingekeilt zwischen den Bahnlinien und der Donau. Als
Bauland sehr begehrt waren die Flächen der Gemarkung Großprüfening nördlich
der Bahnlinien. Noch vor
der Eingemeindung setzte hier eine Siedlungstätigkeit ein, durch die Prüfening
inzwischen weit über die ursprünglich dörfliche Siedlung
hinausgewachsen ist.
Das Prüfeninger Gebiet nördlich der Bahnlinien
Anfang
des letzten Jahrhunderts gab es im äußeren westlichen Donaubogen nur
Grünflächen und die Felder der Prüfeninger Bauern. Auf alten Karten sind nur Flurnamen eingetragen, wie der "Niefang",
die "Klostergründe" und der "Fuchsschwanz", dessen
Form etwa den Verlauf der heutigen Killermannstraße bis zur Donau
hatte.
Östlich
davon wurde weitab von der Stadt 1902 der Rennplatz angelegt, der
bereits ein Jahr danach an das Straßennetz angebunden wurde, obwohl die
Hälfte der langen Strecke durch völlig unbebautes Gelände führte.
Die Trambahn war wohl auch entscheidend für- die Standortwahl
des bald darauf errichteten Schützenheimes.
Auch eine Tierklinik siedelte sich in der Nähe an.
Bald wurden Gärten angelegt, in denen sich einige Bürger ihre
Sommersitze errichteten. Prüfening
war ein beliebtes Ausflugsziel der Regensburger und bald entdeckte man
auch, dass es sich hier gut leben lässt.
Nach einigen Privathäusem entstand 1936 die von der katholischen
Liga Spar- und Kreditgenossenschaft ermöglichte und nach ihr benannte
"Liga-Siedlung". Zu
gleicher Zeit wurde östlich des Rennplatzes mit dem Bau des
Messerschmittwerkes begonnen, das bald auch das nahe Flugplatzgelände
übernahm. Das Flugzeugwerk
führte dazu, dass in Prüfening über einen längeren Zeitraum keine
Wohnbauten entstanden, denn das Gebiet war militärische Schutzzone.
Der neue
Stadtteil
Nach
dem Krieg, der Prüfening - nunmehr Stadtteil von Regensburg schwer in
Mitleidenschaft gezogen hatte, entstand nach zögernden Anfängen das
Wohngebiet im äußeren Westen der Stadt.
Mit einigen Straßenzügen waren bereits erste Anfänge
entstanden, aber der eigentliche Bauboom setzte erst Ende der fünfziger
Jahre ein und war Ende der siebziger Jahre weitgehend abgeschlossen.
Auf Grund der zunehmenden Bebauung wurden auch kirchliche und
schulische Einrichtungen geschaffen.
Kurz vor Kriegsende war bei einem schweren Luftangriff das
Prüfeninger Schulhaus im ehemaligen Dorf völlig zerstört worden.
Die Kinder wurden vorübergehend in einem Gebäude neben der
ehemaligen Klosterkirche und in der Dechbettener Schule untergebracht,
bis sie in einem ausgedienten Verwaltungsgebäude der
Messerschmitt-Werke eine Bleibe fanden. Von dort wurde die Grundschule Prüfening 1971 in die
Killermannstraße verlegt. An
diesem Straßenzug wurden auch beide Kirchen errichtet. 1967 war die
evangelische Kirche St. Markus fertiggestellt, der 1994
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Die Pfarrkirche St. Bonifaz ist
eine aus roten Ziegelsteinen erbaute Rundkirche mit einem
einzelstehenden Glockenturm. Das anschließende
Pfarrzentrum ist stark frequentiert; so auch die
Pfarrbücherei. Zur Homepage der Pfarrei hier
klicken.
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ein Kindergarten
angegliedert wurde. Die Grundsteinlegung für ein katholisches
Pfarrzentrum mit Kindergarten erfolgte 1969 und im Jahr darauf konnte
die Bonifazkirche unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durch
Bischof Rudolf Graber eingeweiht werden.
Die
große Wohnbautätigkeit führte zu einer starken Zunahme der Bevölkerung.
Bis 1970 hatten sich allein auf diesem Neubaugebiet gut 4000 Personen
angesiedelt. Aufgrund der
Rennplatzbebauung Anfang1990 erhöhte sich die Anzahl der Bewohner
nochmals um 1553 und beträgt nun im "Äußeren Westen"
(Unterbezirk 15,5) 6218. Zusammen mit Großprüfening (816 Bewohner), das zu einem
anderen Unterbezirk der Stadt gehört, beträgt die Bevölkerungszahl
nunmehr 7034 Personen (Stand 31.01.2000).
Im
Anschluss an die Wohnsiedlungen hatte sich
1958 auf dem ehemaligen Messerschmittgelände die Firma Siemens
angesiedelt und 1986 etwa ein Drittel des ehemaligen Rennplatzes
dazugekauft. Durch die Bebauung des Rennplatzes ist Prüfening nun auch
optisch mit der Stadt verbunden.
Auch das neue Prüfening hat" Vergangenheit"
Der
Rennplatz
Mit Wehmut werden sich viele Regensburger noch an
die lange traditionsreiche Geschichte der Pferderennen erinnern, als das
Fürstliche Haus noch mehrspännig vorfuhr und die Regensburger mit der
Trambahn um "a Zehnerl" zu den Renntagen kamen.
Die Idee zum Bau des Rennplatzes war schon 1898 geboren worden,
als sich der "Rennverein Regensburg" gründete, der zunächst
am Schwabelweiser Wöhrd beheimatet war.
Dort hatte Fürst Albert bereits 1889, ein Jahr vor seiner Vermählung,
für seine Braut eine Reitbahn anlegen lassen.
Der Verein beschloss die Verlegung nach Prüfening, und die
feierliche Eröffnung konnte im Juni 1902 stattfinden.
Ein
Chronist berichtet: "Seine Durchlaucht Fürst Albert, dessen Gönnerschaft
hauptsächlich die Errichtung des zwischen dem Kloster Prüfening und
dem Donaubogen romantisch gelegenen Platzes ermöglichte, wohnte mit
Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit, der Fürstin, dem Rennen
bei." Meist wurden der Fürst und seine Gemahlin Margarete getrennt
in vier- und sechsspännigen Kutschen zum Rennplatz gefahren.
Der Fürst und die Fürstin, die selbst begeisterte Reiter und
Anhänger des Pferdesportes waren, haben den Verein von Anfang an
unterstützt. Trotzdem
geriet dieser in finanzielle Schwierigkeiten, so dass das Fürstliche
Haus 1907 das gesamte Gelände kaufte und großzügig ausbaute und somit
eine Fortsetzung des Rennbetriebes möglich machte.
Noble
Renntage fanden in der Folgezeit statt, an denen auch Offiziere des
Kavallerieregimentes teilnahmen.
Durch
die Gründung des Reitvereins 1950 wurde das Angebot für
Pferdesportliebhaber noch bereichert.
Der "Oberpfälzer Reit- und Fahrverein e.V." holte sich
Franz Dobs, einen bekannten Reitlehrer, von Garmisch nach Regensburg und
war ihm behilflich, zunächst im Kloster Quartier zu beziehen.
Als Reithalle diente ihm dort die Scheune neben der
Andreaskirche, der Longierplatz war das Rondell vor der Schlosskirche
und für Ausritte diente der Schlosspark. 1953 übersiedelte die
Reitschule auf den Rennplatz.
In
den fünfziger Jahren wurde der Rennplatz auch als Schulsportanlage
genutzt. "Wie die Rösser"
sind auch junge Männer um die 1200-mBahn gejagt worden.
Zu dieser Zeit fanden auch Motorrad- und Sandbahnrennen statt,
die natürlich großen Zulauf hatten.
Der
ursprünglich vor den Toren der Stadt gelegene Rennplatz wurde im Laufe
der Zeit immer mehr von Wohngebieten umgeben und der Pferdesport
zunehmend in seiner Aktivität behindert.
Der Rennverein verließ das Gelände und die Reitschule siedelte
1971 mit dem Verein nach Bruckdorf über.
Der
große freigewordene Platz wurde im Hinblick auf die zunehmende
Nachfrage nach Wohnraum als Baugebiet ausgewiesen und im Oktober 1983
ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben.
Nur der Umriss der Bahn erinnert noch
an seinen Ursprung.
Das
Schützenheim
Der Straßenname "Schützenheimweg"
erinnert daran, dass hier, westlich des Rennplatzes, einst ein großes,
stattliches Schützenhaus stand. Im
Hauptgebäude war ein Cafe-Restaurant mit großem Saal untergebracht. Die große Schießanlage schloss sich seitlich an und ein großer
Biergarten lag dazwischen. Die
"Königlich privilegierte Hauptschützengesellschaft
von 1442" war schon lange auf der Suche nach einem neuen Standort
gewesen und man entschloss sich 1904, nach Prüfening zu gehen. Im Juni 1907 wurde die Anlage feierlich eröffnet, und in der
Chronik heißt es: "Der Festzug findet ganz Regensburg auf den
Beinen. Seine Durchlaucht Fürst
Albert übergibt eine hohe Summe als Zuschuss und Herr Rothdauscher
stiftet ein großes Schießen."
Nach
dem 1.Weltkrieg konnte 1926 ein großes Oberpfälzer Bundesschießen
mit einer Jubelfeier "den Glanz alter Schützenherrlichkeit
erstrahlen lassen."
Das
gesellige Leben in Prüfening blühte wieder auf.
Die Stadtbewohner kamen zu Kaffee und Brotzeit heraus oder
besuchten die beliebten Schützenbälle.
"Am
25.04.1944 um die Mittagsstunde führten feindliche Luftstreitkräfte
auf die Umgebung von Groß-Prüfening Luftangriffe aus......“ So
beginnt ein Protokoll jener Tage, in dem die totale Vernichtung der
Anlage beschrieben wird...
Die ersten Ansiedler
Noch
vor dem 1.Weltkrieg siedelten sich die ersten Bürger in Prüfening nördlich
des Dorfes an. Nicht weit
vom Schützenheim entfernt hatte sich inmitten eines größeren Geländes
ein Tierarzt niedergelassen. Er
war der Vater des bekannten Regensburger Tierarztes Dr. Wetzstein, der
hier eine Tierklinik errichten ließ und diese bis weit nach dem Krieg
geführt hat.
Während
des Krieges wurde weiter westlich, am späteren Roten-Brach-Weg, das
erste Gartenhaus, der "Marienwinkel" errichtet, ein
Sommersitz, den der Kammersekretär Bergmann vom Fürstenhaus erhielt. Das
idyllische Fachwerkgebäude stand inmitten eines großen Obstgartens,
der bis zum Rennweg reichte. Hier
wurden nach weiteren Gartenanlagen bald auch die ersten einzelnen Wohnhäuser
errichtet. Daneben entstand
der "Annahof', welcher der Straße ihren Namen gab. Der "Glöckl-Wirt" vom Dorf hatte 1929 das gesamte
Gelände der Tierstation aufgekauft.
Aus dem Anwesen wurde ein Bauernhof, dem er den Vornamen seiner
Frau gab. Um den Hof und
bis zum Niefang wurde in der Folgezeit sogar Spargel angebaut und als Prüfeninger
Spezialität serviert. F.X.Glöckl,
der selbst internationale Rennen gefahren ist, hielt sich am Bauernhof
auch Traber. Sein wohl bekanntestes Pferd war "Annahofer", mit
dem sein Sohn Georg 1947 den "Preis der Besten" in München
gewinnen konnte. An Georg
Glöckl wurde auch nach dem Krieg der Bauernhof übergeben, der längst
einer ganzen Reihe von Wohnhäusern weichen musste.
Auch die 1950 von Glöckl gebaute Gaststätte "Annahof"
mit
angrenzendem Biergarten besteht als Wirtschaft nicht mehr.
Der
Flugplatz
Auf
dem Gelände zwischen dem Rennplatz und der Donau wurde von der 1925
gegründeten "Flughafen Regensburg GmbH" ein Flugplatz
angelegt. Von 1927 an hat
auch die Lufthansa den Verkehrsflughafen angeflogen.
Für 25 Mark konnte man mit einem Linienflug in der bekannten
JU-52 nach München und zurück fliegen.
Doch sowohl die Gesellschaft als auch die Stadt, die den
Flugplatz 1930 übernahm, konnten große Pläne, die einen regen
Flugverkehr vorsahen, nicht verwirklichen.
Regensburg wurde aus dem Flugplan genommen und bald landeten in
Prüfening nur mehr Sportflugzeuge.
Später hat Messerschmitt das große Gelände erworben.
Die berühmte ME-109 " wurde hier eingeflogen, das meist
verwendete Jagdflugzeug jener Zeit.
Heute ist das Gelände Bestandteil des Donauparks mit dem
Baggersee, ursprünglich ein Kiesweiher, bevor ihm das Stadtgartenamt
seine heutige Form gab.
Die Siedlung Prüfening
Die
neue Siedlung schloss sich an die schon vor dem Krieg gebaute Ligastraße
an, die dann vorübergehend Hindenburgstraße hieß.
Ein Teilstück des Roten-Brach-Weges existierte auch schon
vor Kriegsbeginn. Der Straßenname
leitet sich vom "roten Brachacker" her, wie er von den Bauern
wegen des roten, sandigen Bodens genannt wurde.
Ein
Anwohner, der nach dem Krieg über sein Bauvorhaben in Prüfening
sprach, wurde gar bedauert: "Mein Gott, was wolln's denn da drauß'd?"
Da "drauß'd" hat sich aber dann nach zögernden Anfängen
derart entwickelt, dass der Prüfeninger Postbote zur Weihnachtszeit das
Pferd eines Bauern vom Dorf vor einen Wagen spannen musste, um der Menge
der Zustellungen Herr zu werden.
Der
große Stadtteil, der nahezu den gesamten westlichen Donaubogen ausfüllt,
hat sich zu einem bevorzugten Wohngebiet entwickelt.
Dazu haben vor allem die ruhige Lage in reizvoller ländlicher
Umgebung, die idealen Naherholungsstätten mit ihrem hohen Freizeitwert,
sowie die gute Anbindung an die Innenstadt (Linien 1 und 11) beigetragen.
Seine
Geschichte beginnt urkundlich im Jahre 1000, seine Wurzeln reichen aber
weiter zurück. In Prüfening
begegnen sich Spuren der römischen Anfänge Regensburgs mit
hochmodernen Entwicklungen der Gegenwart und es schließt sich ein Kreis
menschlicher Geschichte über Jahrtausende hinweg.
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